Workshop
Veranstalter: Geographisches Institut - Victoria University of Wellington (Neuseeland) / ZIS
Juli 2017
Der Workshop ermöglichte einen Ideenaustausch zu Erzählungen von Migranten mit einem Fokus auf methodische und analytische Fragen. Mit einem Vortrag zur Rolle des Wissenschaftlers, des geschichtenerzählenden Migranten und Instrumenten zur Auswertung von mündlichen Erzählungen eröffnete Prof. Dr. Brigitte Bönisch-Brednich.
Die folgenden beiden Veranstaltungstage waren geprägt von kurzen Impulsvorträge der Teilnehmer, die Grundlage für anregende Diskussionen, moderiert von Prof. Dr. Anton Escher (JGU Mainz), lieferten. Prof. Dr. Silke Meyer und Fatma Haron, MA. (Universität Innsbruck) gaben einen Einblick in die Narrationsanalyse als hermeneutische Methode am Beispiel eines Interviewauszugs aus ihrem Forschungsprojekt zu Remittances. Wie Metaphern als Analyseinstrument dienen können, um die Erfahrungen und Erzählungen von Migranten zu strukturieren, zeigte Dr. Anya Ahmed (University of Salford Manchester) mittels Erzählungen englischer Rentnerinnen in Spanien. Am Beispiel einer mythischen Geschichte einer libanesischen diasporischen Dorfgemeinschaft präsentiert von Dipl.-Geogr. Marie Karner (JGU Mainz), wurde die gemeinschaftsstiftende Funktion von Erzählungen, die den Zusammenhalt und geteilte Werte betonen und dadurch eine gemeinsame Identität konservieren, deutlich. Wie man eine historische Studie durch die Erzählungen von und über eine Person konzipieren kann, wurde dank der Ausführungen von Prof. Dr. Angela McCarthy (University of Otago) am Beispiel von James Taylor, der die Teeindustrie im damaligen British Ceylon entwickelte, diskutiert. Die Herausforderungen, Grenzen und Begrenzungen narrativer Forschung wurden mit Blick auf das Schweigen (Silence) von Interviewten zu bestimmten Ereignissen von Prof. Dr. Marita Eastmond (University of Gothenburg) aufgegriffen. Mit einem Filmbeitrag, der die schmerzlichen Erfahrungen und Heimatverbundenheit diasporischer Gruppen zum Ausdruck bringt, lenkte Prof. Dr. Anastasia Christou (Middlesex University London) die Debatte auf visuelle, affektive, verkörperte, akustische, symbolische und vermittelte Erzählungen von Migranten. Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen zu Flucht-Erinnerungen und -Erzählungen syrischer Flüchtlinge in Deutschland in Abhängigkeit ihrer angenommenen Kriterien zur Asylanerkennung von Dr. J. Olaf Kleist (Universität Osnabrück) wurde über strategische Kommunikation bzw. Narration nachgedacht.
Der Workshop wurde mit einem Vortrag zu den Motiven von Migrationsgeschichten in der historischen Erzählforschung und Bezügen zu Märchen und Legenden von Prof. Dr. Rolf Wilhelm Brednich (Victoria University of Wellington) abgerundet.