Kultur und Geopolitik in einer globalisierten Welt: Die Frankophonie als internationaler Kulturraum und internationaler politischer Akteur

Literatur, Sprache und Sprachpolitik spielten und spielen immer wieder eine wichtige Rolle bei Auseinandersetzungen um Macht und Territorien. Die Idee einer "Frankophonie" als französichsprachige Gemeinschaft war erstmals von dem Geographen Onésime Reclus zum Höhepunkt der kolonialen Expansion Frankreichs Ende des 19. Jh. formuliert worden. Erste Ansätze der Schaffung internationaler Vereinigungen, die sich als "frankophon" definieren, liegen in der Phase der Entkolonialisierung in den 1960er Jahren (Initiativen vornehmlich aus den ehemaligen Kolonien Afrikas und der kanadischen Provinz Quebec). Die Institutionalisierung einer internationalen Gemeinschaft, die sich dezidiert als politischer Akteur versteht, setzte Ende der 1980er Jahre ein. Seit 1997 nennt sich die Gemeinschaft von fast 50 Staaten Organisation Internationale de la Francophonie (OIF).
Das Forschungsprojekt zielte darauf ab, am Beispiel der OIF zu untersuchen, wie in einer globalisierten Welt Kultur, Macht und Territorium miteinander verwoben sind. Zum einen sollte in einer handlungstheoretischen Perspektive der Institutionalisierungsprozess der OIF als politischem Akteur und die Rolle der OIF als internationalem politischen Akteur untersucht werden, zum anderen die Ideen und Bilder dekonstruiert werden, welche in Literatur und politischem Diskurs eine frankophone Identität konstituieren, ihre Genealogie nachgezeichnet werden sowie analysiert werden, wie diese in politischen Auseinandersetzungen aktiviert werden.

Projektlaufzeit: 2004-2006

Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Véronique Porra (Romanistik)
Dr. Georg Glasze (Geographie)

Publikationen:


GLASZE, GEORG (2013): Politische Räume. die diskursive Konstitution eines "geokulturellen Raums". Die Frankophonie. Bielefeld (=global studies), 296 S.