(Re-) Building the Past. Rekonstruktion und Wahrnehmung historischer Altstädte an den Beispielen Salvador (Brasilien) und Nürnberg (Deutschland)

Vererbte Architektur spielt eine wichtige Rolle beim Erhalt von kulturellen Werten und Aufbau kultureller Identität und wird strategisch von lokalen Wirtschaftsunternehmen genutzt. In vielen Städten dieser Welt genießen historische Altstädte in zunehmenden Maße besondere Aufmerksamkeit von lokalen Autoritäten wie Stadtplanern, Sanierungsbehörden und Denkmalschützern als auch von privaten Investoren (vgl. dazu auch Escher 2001 und Escher/Petermann 2003 für Altstädte in arabisch-islamischen Ländern). Altstädte gelten als Symbol und Wahrzeichen lokaler Identität und Authentizität und besitzen unschätzbaren Wert für den lokalen Tourismus und vor allem auch für die nachgeordnete Tourismusindustrie. Der Schutz historischer Bausubstanz und Infrastruktur haben heute einen festen Platz auf der politischen und ökonomischen Agenda vieler Kommunen bzw. Bundesländer und Staaten.
Angefangen mit der Städtebaukonferenz in Athen 1931 bis hin zur Einrichtung der UNESCO-Konvention zum Schutz kulturellen Erbes 1972 gab es im 20. Jahrhundert zahlreiche Initiativen zum Schutz historischer Stätten und ein zunehmendes Interesse an der Ästhetik und dem symbolischen Wert historischer Bausubstanz . Die Anstrengungen waren oftmals nicht ausreichend, um den Verfall historisch wertvoller Bauwerke zu verhindern – wirtschaftliche Flauten, soziale Desintegration, Kriege und Naturkatastrophen waren und sind auch heute immer eine latent existierende Bedrohung für wertvolles Kulturerbe. Man muss leider feststellen, dass viele historische Stätten inzwischen verfallen oder völlig sich selbst überlassen sind.
In dem interkulturellen Forschungsvorhaben sollen zunächst die historischen Stadtzentren von zwei, kommunal und touristisch bedeutsamen Städten, Salvador und Nürnberg, vergleichend untersucht werden. Im Fokus des Interesses steht dabei erstens der unterschiedliche Umgang mit historischem Kulturerbe, sprich Rekonstruktion und/oder Erhaltung und Sanierung von Bausubstanz; zweitens die Wahrnehmung kultureller Stätten und Konstruktion von Images und Identität sowie drittens die bewusste Wahrnehmungslenkung durch Sanierungsbehörden, Tourismus- und Unterhaltungsindustrie. Das vorgestellte Forschungsprojekt soll in einen größeren Forschungskontext eingebunden werden, in dem auch weitere Städte (z. B. Paraty, Bamberg) untersucht sowie „Konsumorte“ (Franck 2000, Steinecke 2002), die mit historisierenden Elementen auf sich aufmerksam machen (z. B. das Hotel-Ressort Vila Praia, oder das Outlet-Center Wertheim Village), einbezogen werden sollen.

Projektlaufzeit: Oktober 2007-lfd.

Projektbeteiligte:
Dr. Heike Schiener (Geographie)
Dr. Maria da Gloria Lanci da Silva (Architektur, Universidade Salvador - UNIFACS)