Die in den letzten Jahren zusammen mit den Universitäten Helsinki und Bern durchgeführten Grabungen, in denen u.a. auch chalkolithische, früh-, mittel- und spätbronzezeitliche sowie eisen-II-zeitliche Schichten erfasst wurden, ergaben, dass Kinneret insbesondere in der Eisenzeit I (ca. 1200-1000 v. Chr.) eine für die Kultur der ganzen Region herausragende Ortschaft war.
Mit Hilfe der aufgefundenen Keramik - Kinneret ist die wohl ertragreichste Eisenzeit-I-Ortslage im Norden Palästinas, insbesondere was vollständige oder nahezu vollständige Gefäße anbelangt - und der Architektur - die bisherigen Grabungen lassen umfangreiche Architekturreste erkennen, die für die Region Israels in dieser Zeit untypisch sind und bezüglich ihrer kulturellen Beziehungen näher untersucht werden müssen - lassen sich kulturelle Beziehungen nach Norden und Osten (sich entwickelndes Aramäerreich), nach Süden (sich entwickelndes Israel) und nach Westen (Phönizien) nachweisen.
Kinneret eignet sich ideal, um für das Stadium sich etablierender antiker Staaten die interkulturellen Beziehungen zu untersuchen und mit Hilfe vor allem der Keramik festzustellen, welchen kulturellen Austausch, aber auch welche Abgrenzungen es gab. Das Gleiche gilt für die Architekturreste.
Daneben ist Kinneret ein idealer Ort, um Fragen der Krisenbewältigung (die Zeit um 1200 v. Chr. stellte in der Tat eine nationale Krise dar, in der es zahlreiche Kulturabbrüche gab) zu untersuchen. Eine wichtige Fragestellung ist hierbei, inwieweit es den Bewohnern von Kinneret gelang, die spätbronzezeitliche Kultur in ihrer großen Stadt zu bewahren oder inwieweit man neuen kulturellen Entwicklungen ausgesetzt bzw. dafür offen war.
Projektlaufzeit: April 2006-2007
Forschungsförderung 2006/2007
zusätzliche Förderung durch die dt. Gesellschaft zur Erforschung Palästinas
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Wolfgang Zwickel (Ev. Theologie)
Prof. Dr. Christopher F.E. Pare (Institut für Altertumswissenschaften)