Zentrale These des Projekts ist, dass die zunehmende Bedeutung von (Un-) Sicherheitsdiskursen in der Stadtentwicklung auf das Zusammentreffen zweier übergeordneter Phänomene/Prozesse zurückzuführen ist: (1) Städtisches Leben ist seit jeher Begegnung mit dem Fremden. Im Prozess des Aufeinandertreffens von verschiedenen lebensweltlichen Ordnungen eröffnet Fremdheit als Anonymität Freiheitsspielräume. Gleichzeitig ist urbanes Leben aber auch eine Konfrontation mit Fremdheit als Ungewissheit über den Ausgang einer Begegnung, die den Wunsch nach "sicheren" Ordnungen aufkommen lässt. (2) Fremdheitserfahrungen des urbanen Lebens treffen auf gesellschaftliche Entwicklungstendenzen der Postmoderne: Fragmentierung, Individualisierung und Globalisierung. Die Wahrnehmung vermehrter individueller Unsicherheit begünstigt die Ausbildung von Unsicherheitsräumen in den Großstädten. Gleichzeitig verstärken sich Kulturbegnungen als "Wahrnehmung kultureller Differenz", z.B. durch Migration.
Diskurse um (Un-)Sicherheit und Stadtentwicklung sind zwar ein globales Phänomen, aber dennoch national differenziert. Unterschiedliche gesellschaftlich produzierte Leitbilder von Staatsaufgaben führen dazu, dass neue Sicherheitspolitiken eher zentral oder dezentral bzw. von der öffentlichen Hand oder privat etabliert werden.
In der vergleichenden Analyse national gebundener (Un-)Sicherheitsdiskurse und in der Frage, wie sich diese konkret in der materiellen und sozialen Organisation städtischen Lebens umsetzen, liegt daher ein zentrales Augenmerk des Forschungsvorhabens.
Projektlaufzeit: 2004-lfd.
Forschungsfondsförderung 2004
Anschlussförderung durch die VolkswagenStiftung ab Februar 2006
Projektbeteiligte:
HD Dr. Robert Pütz (Geographie)
Dr. habil. Miroslawa Czerny (Universität Warschau)
Mitarbeiter/in:
Dr. Georg Glasze (Geographie)
Verena Schreiber M.A. (Geographie)
Seit 2006:
Dipl.-Geogr. Henning Schirmel (Geographie)
Publikationen:
Gebhard, Hans/ Rüdiger Glaser/ Ulrich Radtke/ Paul Reuber (Hrsg.) (2007): (Un-) Sicherheit und Stadträume. In: Geographie: Physische Geographie und Humangeographie. Heidelberg. S. 880-888.
Pütz, Robert/ Manfred Rolfes (Hrsg.) (2005): Diskurs-Stadt-Kriminalität. Städtische (Un-) Sicherheiten aus der Perspektive der Stadtforschung und Kritischer Kriminalgeographie. Bielefeld.
Dies. (2005): Die Verräumlichung von (Un-)sicherheit, Kriminalität und Sicherheitspolitiken - Herausforderungen einer Kritischen Kriminalgeographie. In: Diskurs- Stadt- Kriminalität. Städtische (Un-)Sicherheiten aus der Perspektive der Stadtforschung und Kritischer Kriminalgeographie. Bielefeld. S. 13-58. (= Urban Studies)
Schreiber, Verena/ Robert Pütz (2005): Un- Sicherheitsdiskurse. In: Themenheft: Grenzräume- Raumgrenzen. S. 329-340.
Pütz, Robert/ Georg Glasze (2004): Varsovie - Logement sécurisé: un marché en hausse. In: Urbanisme No. 337.