Erfindung der Norm

"Die Erfindung der Norm" war eine interdisziplinäre Forschungsgruppe des Zentrums für Interkulturelle Studien (ZIS) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

  1. Das Forschungsprojekt will die Veränderungen des Menschenbildes in seiner normativen Dimension im Kontext kultureller und sozialer Wandlungsprozesse untersuchen. Hierbei dient das Konzept der Norm als Fokus, der es erlaubt diese Prozesse in unterschiedlichen gesellschaftlichen Be­reichen (Naturwissenschaft/ Recht/ Medien und Künste/ Alltagspraktiken) zu untersuchen. Hintergrund der Überlegungen ist hierbei nicht ein klar hierarchisches Gesellschaftsmodell mit einer strikten Tren­nung von ‚Oben’ und ‚Unt en’ oder Zentrum und Peripherie, sondern vielmehr die Idee kultureller Zir­kulation und der Norm als Teil sich ständig vollziehender kultureller Verschiebungs­prozesse.
  2. Insofern ergibt sich als Merkmal der westlichen Gesellschaft(en) eine kom­plexe Ökonomie der Unter­schiede. Majorität und Minorität sind nicht mehr rein quantitative, fixierte Größen, sondern bezeichnen die Qualität sozialer und kultureller Akteure.
  3. Normen werden in diesem Sinne als konstitutive Elemente gesellschaftlicher Formation verstanden. Sie gründen nicht in absoluten Werten oder anthropologischen Konstanten, sondern sind Ergeb­nisse kultu­reller Wertsetzung und gesellschaft­licher Verhandlungs­prozesse. In diesem Sinn sind sie erfunden, d. h. historisch bedingt und änderbar. Von der gesellschaftlichen Ebene wirken die Normen wieder auf die Gesellschaft zurück.
  4. Soziale Normen definieren Handlungsräume, gleichzeitig werden sie erst durch diese Implementierung überhaupt wirksam. Sie sind daher einer dauernden performativen Bestätigung bedürftig.
  5. Normen werden in diesem Sinne als konstitutive Elemente gesellschaftlicher Formation verstanden. Sie gründen nicht in absoluten Werten oder anthropologischen Konstanten, sondern sind Ergeb­nisse kultu­reller Wertsetzung und gesellschaft­licher Verhandlungs­prozesse. In diesem Sinn sind sie erfunden, d. h. historisch bedingt und änderbar. Von der gesellschaftlichen Ebene wirken die Normen wieder auf die Gesellschaft zurück.
  6. Indem sozial-, kultur- und naturwissenschaftliche Ansätze zur Untersuchung der Normbildung ver­bun­den werden, soll zum einen die sich daraus ergebende „Eigenlogik“ der jeweiligen Disziplinen be­schrieben werden, zum anderen sollen jedoch auch die aus dieser Logik resultierenden „blinden Flecken“ aufgezeigt werden. Im Vordergrund des Projekts steht das Wechselverhältnis zwischen Indi­viduum und Gesellschaft, das durch Normen „geregelt“ wird. Dieses Verhältnis wird in den unter­schiedlichen Disziplinen jeweils verschieden beschrieben: Eine interdisziplinäre Verbindung dieser Per­spektiven kann so ein umfassenderes Bild gesellschaftlicher Veränderungsprozesse ergeben, wobei ge­rade der Dialog zwischen Natur- und Kulturwissenschaften weitreichende Einblicke in die unterschied­lichen Formen der Normbildung und Wertsetzung verspricht.