Ästhetische Geographien – Raumfragen im interdisziplinären Kontext (2)
Prof. Dr. Wolf-Dierich Sahr
Departamento de Geografia
Universidade Federal do Paraná, Curitiba
Brasilien
Prof. Dr. Wolf-Dietrich Sahr (Curitiba, Brasilien): „Interkulturelle Geographie und Ästhetik“. Wolf-Dietrich Sahr war bereits 2002/2003 Gastprofessor im ZIS.
Vortragsreihe „Interkulturelle Geographie und Ästhetik“
- Montag, 26. Januar 2009, 18.00 Uhr, N3, Muschel: „Apollinische KörperWelten und Dionysische (T)raumReisen – Regionalisierungstrategien in der Ästhetik.“
- Mittwoch, 28. Januar 2009, 18 Uhr, Hörsaal 11, Alte Mensa: „Das Wort als Raum - Das Bild der Landschaften bei Rainer Maria Rilke und Derek Walcott.“
- Montag, 02. Februar 2009, 18 Uhr, N3, Muschel: „Welt, Raum und Sphären – psychologische und künstlerische Konzepte der geographischen Globalisierung.“
- Mittwoch, 04. Feb. 2009, 18 Uhr, Hörsaal 11, Alte Mensa: „Der Klang der Neuen Welt bei Dvořák und im brasilianischen Samba – Musikgeographie als ästhetische und politische Herausforderung.“
Die Vortragsreihe versucht, im Anschluss an 5 ZIS-Vorträge im Jahr 2003, in anschaulicher Weise die Bedeutung des Raumbegriffes in transdisziplinärer Persepktive auszuleuchten. Dabei setzt sie bei der gegenwärtigen Diskussion um den ‚pictorial’ und ‚performative turn’ an und entwickelt von dort aus das Konzept einer regionalisierten Ästhetik, zusammen mit einer Ästhetik der Regionalisierung. Die Vorträge zeigen, dass selbst im Zeitalter der Globalisierung ästhetisch-theoretische Vorgaben keineswegs homogen funktionieren, sondern geographisch regionalisiert sind - d.h. sie führen in unterschiedlichen sozialen und regionalen Kontexen zu unterschiedlichen Raumkonstrukten, die zwar partiell ineinander übersetzbar sind, aber auch Prozesse der Abgrenzung und Differenzierung zur Folge haben.
Die Frage von Ordnung und Unordnung, also das, was NIETZSCHE einst als apollinisch-dionysischen Konrast interpretierte, ist das grundlegende Merkmal einer jeden ästhetisch-geographischen Theorie. Am Beispiel der Neuordnung von Räumen in der poetischen Sprache bei Rainer Maria RILKE und Derek WALCOTT wird aufgezeigt, wie hierbei symbolistische und postkoloniale Dichtung ästhetische Antworten auf den weltweiten Umbau ökonomischer und sozialer Strukturen sind. Auch die gegenläufigen Tendenzen der Globalisierung (Fragmentierung einerseits und Homogenisierung andereseits) können mit ästhetischen Kategorien interpretiert werden; hierbei werden Bezüge zu Denis COSGROVE’s Konzeptionalisierng von ‚Apollo’s Eye“ und Peter SLOTERDIJK’s Sphärenkonzeption hergestellt,. Und schliesslich wird am Beispiel der Musik (DVOŘÁK und der brasilianische SAMBA) aufgezeigt, wie ästhetische Konstruktionsmechanismen auch politisch wirksam werden können.