9/11 als kulturelle Zäsur

Die Ereignisse des 11. September markieren unzweifelhaft eine Zäsur in ästhetischen und theoretischen Diskursen der westlichen Welt. Die sozio-politische Umbruchsituation, die die Anschläge provozieren, spiegelt sich in direkter oder codierter Form in Kunst und Theoriebildung wider. Nicht nur die künstlerische Darstellung von Gewaltphänomenen wird durch die allgegenwärtigen Bilder und die traumatische Erfahrung des Terrors herausgefordert, auch theoretische Denkmodalitäten werden neu verhandelt. Dabei wird 9/11 nicht immer direkt zum Thema von Theoretisierungen oder künstlerischen Manifestationen. Das Datum wird vielmehr häufig verschwiegen, umgangen oder nur unterschwellig behandelt. Gemeinsam ist den direkten oder codierten Auseinandersetzungen mit 9/11, dass sie für künstlerische wie theoretische Diskurse einen Einschnitt bedeuten. So lassen sich im künstlerischen Bereich (Literatur, Film, Musik) neue Formen im Umgang mit Gewalt und Terror ausmachen. Im Bereich der Theorie wird interkulturelle und postkoloniale Kommunikation neu überdacht: Konsensuelle Kulturtheorien wie Hybridität werden durch konfliktuelle Denkfiguren wie dem zuvor häufig abfällig kommentierten und als überholt angesehenen „Kampf der Kulturen“ (Huntington) in Frage gestellt. Ziel des Projekts ist es, die codierten, veränderten Denkmodalitäten aufzuzeigen und in einem zweiten Schritt Interdependenzen zwischen künstlerischen und theoretischen Manifestationen der westlichen und der muslimischen Welt sichtbar zu machen.

Projektlaufzeit: Oktober 2007-lfd.

Projektbeteiligte:
Junior-Prof. Dr. Sandra Poppe (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft)
Dr. Thorsten Schüller (Romanistik)

Mitarbeiter:
Dr. Sascha Seiler (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft)

Publikation:

SCHÜLLER, THORSTEN/ SEILER, SASCHA (Hrsg.) (2010): Von Zäsuren und Ereignissen. Historische Einschnitte und ihre mediale Verarbeitung. Bielefeld, 278 S.

Poppe, Sandra/ Thorsten Schüller/ Sascha Seiler (Hrsg.) (2009): 9/11 als kulturelle Zäsur. Repräsentationen des 11. September 2001 in kulturellen Diskursen, Literatur und visuellen Medien. Bielefeld. 341 S.