Night of the Profs – ZIS

rayon culturel – cultural lightning – kulturelles Feuerwerk

"Kulturelle Globalisierung"

Juni 2011

Der Eintritt ist frei. Anmeldung nicht erforderlich.

In den kurzen Pausen zwischen den Vorträgen ist Publikumswechsel möglich.

Pressespiegel

Fotoimpressionen

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Wanderungsprozesse, Prozesse des Wandels der Kulturen hat es zu allen Zeiten an allen Orten gegeben, die Vorstellung einer festen, unveränderbaren Kultur erweist sich als Illusion. Transformationen, Umwandlungen, Neukonstruktionen von Kulturen sind ein spannendes Phänomen, das in unserem Zeitalter rasante, blitzartige Züge annimmt. Was für die einen traditionell, für die anderen exotisch definiert ist, entpuppt sich nicht selten als die Konstruktion von etwas völlig Neuem. Schauen Sie hinter die Kulissen der Kulturen der Welt mit Professor/innen der Geistes- und Sozialwissenschaften und entdecken Sie Neues und Bekanntes aus einer völlig anderen Perspektive.
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Moderation: Ingolf Baur, 3sat nano
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Prof. Dr. Andreas F. Kelletat
„Kulturübersetzen“ Lesung aus dem Band „Kevin lernt Dolmetschen“

Zur Globalisierung gehört das Übersetzen. Und dabei ist häufig nicht die Sprache das Problem, sondern die Kultur. Wie der deutsche Professor Sottkowski vor einem internationalen Publikum (Chinesen, Ukrainer, Araber) diesen Sachverhalt wissenschaftlich zu erklären versucht und sich dabei in wechselseitigem Nicht- und Missverstehen reichlich verheddert, soll gegenstandsnah und in heiterer Sprache demonstriert werden. Nicht als Vortrag, sondern als Lesung aus dem unlängst erschienen Buch „Kevin lernt Dolmetschen“, einer Sammlung von Campus-Geschichten aus der Welt des Übersetzens und der Globalisierung.
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Prof. Dr. Gerhard Kruip
"Quetzalcóatl - Jungfrau von Guadalupe - Santa Muerte. Hybride religiöse Praktiken in Mexiko"

Nachdem die Spanier im 16. Jahrhundert Mexiko erobert und missioniert hatten, bildeten sich synkretistische Verbindungen von alten indianischen Religionen und spanischer Volksfrömmigkeit heraus. Diese vermischen sich heute erneut in postmoderner Weise mit höchst eigenartigen Elementen, die auch medialen Modeströmungen unterliegen und auf die zunehmende Gewalt in Mexiko reagieren, so dass sogar der "Heilige Tod" ("Santa Muerte") selbst verehrt wird. Daran zeigt sich: Religion ist ein höchst ambivalentes Phänomen.
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Prof. Dr. Friedemann Kreuder
Global Peer Gynt

Wer ist Peer? Der Vortrag folgt der Titelfigur von Henrik Ibsens populärem Stück auf dem Weg ihrer Identitätssuche zwischen den beiden Devisen „Sei du selbst!“ und „Sei Dir selbst genug!“ und entlang der Fährte ihrer globalen Darstellung: Peer als deutscher Nostalgiker und “kleinbürgerlicher Faust”, auf seiner Lebensreise an den Originalschauplatz der Pyramiden von Giza, als israelischer Nationalheld, der aus dem Exil zurückkommt, Peer, den es nach Brasilien oder in die Bildwelten des französischen Regisseurs Patrice Chéreau verschlagen hat – in jeder Begegnung zwischen Schauspieler und Figur entstehen allererst kulturelle Grenzverläufe.
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Prof. Dr. Oksana Bulgakowa
Körper/Gesicht - interkulturelle Aberrationen

Während die europäische Kultur der nonverbalen Kommunikation sich als Gesichtskultur versteht, kommt es bei der Konfrontation mit den asiatischen Kulturkreis stets zu Verunsicherungen. Es scheint, als blockierten die Gesichter die Kommunikation. Was passierte jedoch mit der Gesichtskultur in den letzten Jahrzehnten, seit die globale Zirkulation der Bilder, vor allem der Körperbilder, an Intensität und vor allem Verbreitung zugenommen hat?

Wird die Mimik der Schauspieler dank der beschleunigten Filmzirkulation, wie sie in die europäischen, amerikanischen und ostasiatischen Kinematographien Eingang findet, immer mehr international codiert? Hat dieses transnationale Subjekt Darwins oder Paul Eckmanns Konzept einer Universalität der gestischen und mimischen Artikulation wiederbelebt, freilich in einer medialen Dimension? Sind wir imstande, die Mimik des medialen transasiatischen Subjekts und deren Sinnordnung korrekt zu interpretieren, und Veränderungen, interkulturelle Verschiebungen sowie wechselseitige Einflüsse zu beobachten? Was bestimmt den Prozess dieses Lesens und der Sinnproduktion?
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Prof. Dr. Michael Simon
Exotismus – warum reizt der/die/das Fremde?

Denkt man an das unschöne Schlagwort vom „Kampf der Kulturen“, scheinen auch im Zeitalter der Globalisierung Intoleranz, Fremdenhass und Fundamentalismus das menschliche Miteinander zu prägen. Dem gegenüber stehen andere Beobachtungen, die den großen Reiz am kulturell Fremden in der Gegenwart belegen. Ob in der Musik, beim Essen, im Design, bei der Planung der nächsten Urlaubsreise oder bei der Auswahl des Unterhaltungsprogramms – viele Zeitgenossen bevorzugen offensichtlich bewusst das eher Andersartige und kulturell Ferne. Im Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, wie hilfreich solche Formen des Exotismus tatsächlich für den interkulturellen Austausch sind.
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Prof. Dr. Detlev Kreikenbom
„Grenzenlose Globalisierung? Die antike Stadt Lepcis Magna“

Das Imperium Romanum – ein Gebiet, das ganz verschiedene Ethnien in sich barg und doch eine frappante überregionale Angleichung kultureller Repräsentationen aufwies. Insbesondere die Städte zeichneten sich bis zu einem gewissen Grad durch standardisierte Strukturen und einen Kanon öffentlicher Gebäude aus. Das Beispiel einer einzelnen Stadt in Nordafrika kann aber dazu dienen, den Grenzen kultureller Vereinheitlichung unter konkreten historischen Bedingungen nachzuspüren.
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Prof. Dr. Alfred Hornung
ChinAmerica

Wie kommt der chinesische Revolutionsführer Mao Tse Tung zur amerikanischen Freiheitsstatue? Warum wird der amerikanische Präsident Barack Obama zur populärkulturellen Ikone in der Volksrepublik China? Diese Fragen beschäftigen die transkulturelle und transnationale Amerikanistik. Der Begriff "ChinAmerica" deutet die Interaktion der beiden "global players" auf verschiedenen Ebenen an. Inwiefern die erkennbaren transkulturellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern auch die politischen Entwicklungen im 21. Jahrhundert präfigurieren, wird die Zukunft zeigen.
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Prof. Dr. Anton Escher
Worldwide Village. Die globale Gemeinschaft eines syrischen Dorfes

Die einstigen und aktuellen Bewohner eines kleinen syrischen Dorfes und ihre Nachkommen findet man heute nahezu über den gesamten Globus verstreut. Zahlreiche Migrationsprozesse haben über zwei Jahrhunderte dazu beigetragen, dass sich die Dorfbewohner an zentralen und entlegenen Orten der Welt niedergelassen haben. Im 21. Jahrhundert bilden sie auf der Basis von Familien- und Wirtschaftsbanden eine globale Gemeinschaft, die aus „mother village“ und „newborn overseas village“ besteht. Nicht zuletzt ihre Identität als „Amarians“ trägt zum unglaublichen sozialen und ökonomischen Erfolg ihrer globalisierten Dorfgemeinschaft bei.