'The Different Sides of Myself.' Interkulturelle Aspekte im musikalischen Schaffen Peter Kowalds

Wolfram Knauer

Datum: 29. Juni 2010

Der im September 2002 verstorbene Wuppertaler Kontrabassist Peter Kowald, seit den 1960er Jahren einer der herausragenden Vertreter des zeitgenössischen Jazz in Deutschland, hat sich in den letzten 20 Jahren seines Lebens immer wieder mit Musikern und Künstlern unterschiedlichster Kulturkreise zu Projekten getroffen, in denen Musik, Tanz, Bildende Kunst zusammenkamen. Gemeinsame Basis war dabei vielleicht jene "Humanisierung der Technik", von der Kowald in Bezug auf seine eigene Arbeit gern sprach, die vollkommene Beherrschung des jeweiligen Instruments, so dass sich mit ihm quasi "sprechen" ließ. Kowald hat mit Tänzern des Pina Bausch Tanztheaters zusammengearbeitet, mit der sibirischen Sängerin Sainkho Namtchylak, mit traditionell-klassischen japanischen Musikern, mit Tänzern, Sängern, Musikern, Künstlern aus vielen Kulturkreisen dieser Welt – in der Überzeugung, dass die Improvisationssprache, die er aus dem Jazz schöpfte, sich für eine Kommunikation eigne, wenn man denn Ohrs genug sei, zuzuhören, zu reagieren, sich einzulassen auf die kreativen Welten der anderen Beteiligten. Der Vortrag betrachtet anhand konkreter Beispiele aus Kowalds Aufnahmeschaffen die verschiedenen Ansätze und Begegnungen Kowalds mit Musikern und Künstlern anderer Kulturkreise, reflektiert über seine Haltung, thematisiert interkulturelle Parallelen und etwaige Probleme der Kommunikation zwischen den Kulturen und versucht dabei seiner Ästhetik einer "global music" näher zu kommen.

Wolfram Knauer leitet seit 1990 das Jazzinstitut Darmstadt, lehrte daneben an mehreren deutschen Hochschulen und Universitäten, ist Mitglied im internationalen Beratergremium des Center for Black Music Research (Chicago), außerdem Herausgeber der Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung und im Herausgebergremium der University of Michigan Press. Er ist Herausgeber der Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung und hat etlicher wissenschaftliche Beiträge in Büchern und Fachzeitschriften veröffentlicht. Seit Juli 2004 ist Knauer im Musikbeirat des Goethe-Instituts (seit 2009 als Vorsitzender), gehörte von 2005 bis 2009 dem Präsidium des Landesmusikrats Hessen an und wurde 2008 in den Jazzbeirat des Deutschen Musikrats berufen. 2008 lehrte Knauer als erster nicht-amerikanischer "Louis Armstrong Professor of Jazz Studies" an der Columbia University, New York. Seine jüngsten Bücher beschäftigen sich mit "Louis Armstrong" (Stuttgart 2010: Reclam Verlag) und "Albert Mangelsdorff" (Hofheim 2010: Wolke Verlag).