Hohe Publikationsaktivität

10.07.2009

Erst Ende 2008 hat das Zentrum für Interkulturelle Studien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz fünf Neuerscheinungen vorgestellt. Nun sind in der ersten Jahreshälfte 2009 bereits weitere vier Monographien beziehungsweise Sammelbände zu interkulturellen Schwerpunktthemen erschienen, fünf werden 2009 voraussichtlich noch hinzukommen. Diese rege Publikationsaktivität ist ein Spiegel dessen, wie breit Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungen in interkulturellen Themenfeldern angelegt haben.

Der Sprecher des Zentrums für Interkulturelle Studien Professor Dr. Anton Escher ist hinlänglich für seine intensiven Marrakech-Forschungen bekannt. Nun beleuchtet er zusammen mit Dr. Sandra Petermann in "Tausendundein Fremder im Paradies? Ausländer in der Medina von Marrakech", wie sich das Altstadtbild in Marrakech insbesondere durch den Kauf alter Häuser durch Europäer und Amerikaner verändert und spürt dem nach, was sich in der westlichen Kultur in filmischen und literarischen Impressionen zum "Mythos Marrakech" manifestiert hat. Die kritischen Beleuchtungen der beiden Forscher bewegen sich zwischen Tourismusanalysen, der Untersuchung gesellschaftsstruktureller Ausnahmebedingungen und vor allem mannigfachen Beispielen von filmischer, literarischer und intellektueller Präsenz des "imaginierten Paradieses".

Ein ebenso aktuelles wie in der Öffentlichkeit diskutiertes Thema greifen Juniorprofessorin Dr. Sandra Poppe, Dr. Thorsten Schüller und Dr. Sascha Seiler, die inzwischen ein junges europäischer Forschernetzwerk um sich versammelt haben, aus kulturanalytischer Perspektive auf: "9/11 als kulturelle Zäsur. Repräsentationen des 11. September 2001 in kulturellen Diskursen, Literatur und visuellen Medien." Die im Titel angesprochene Zäsur begründet sich vor allem darin, dass "sich im künstlerischen Bereich von Literatur, Film und Musik neue Formen im Umgang mit Gewalt und Terror bilden, während im Bereich der Theorie vor allem interkulturelle und postkoloniale Kommunikation überdacht wird."

Mit Beiträgen rund um den Kommunikations- und Medienphilosophen Vilém Flusser, der als jüdischer Prager 1939 nach São Paulo emigrieren musste, befasst sich der Sammelband "Das dritte Ufer. Vilém Flusser und Brasilien. Kontexte – Migration – Übersetzungen" (Hrsg. v. Susanne Klengel und Holger Siever). Die Autoren betrachten Flusser im kulturellen und intellektuellen Feld Brasiliens – "nicht nur in Form einer biografischen Verdichtung, sondern auch mit dem Ziel einer Erhellung von Wissenskonstellationen, die bisher wenig bekannt sind."

Ebenfalls an medientheoretische Konzepte angelehnt, setzt sich die letzte Abhandlung mit "Theater und Bild. Inszenierungen des Sehens" (Hrsg. v. Kati Röttger und Alexander Jackob) auseinander. Dieses Buch enthält unter anderem Beiträge verschiedener Mainzer bzw. früher an der Universität Mainz lehrender (Theater-) Wissenschaftler. "Mit dem Theater sehen wir die Welt anders. Das gilt besonders für die Welt der Bilder, die auch vor dem Theater nicht haltmacht – ein Zusammenhang, der in der kulturwissenschaftlichen Forschung bisher kaum beachtet worden ist."

Einen näheren Einblick in die innovativen und interkulturellen Studien wird das ZIS im kommenden Wintersemester ermöglichen. Jeweils mittwochs um 18 Uhr lädt das ZIS dann zu Buchvorstellungen im interkulturellen Kontext.