Die religiöse Weltordnung des Islam und die westliche Gesellschaft

Gemäß der Lehre und der historischen Tradition des Islam unterscheiden viele gläubige Muslime nicht zwischen Religion, Staat, Recht, Gesellschaft und Kultur. Für sie regelt die Religion alle Angelegenheiten des irdischen Lebens. Durch die Verlockungen und die Anforderungen der modernen Welt ist aber schmerzlich spürbar für die Bekenner des Islam eine tiefe Identitätskrise entstanden. Reformer in vielen Ländern der islamischen Welt bemühen sich, – meist vergeblich – die Religion mit der säkularen Gesellschaftsordnung der Moderne in Einklang zu bringen.
Aus dem Zusammenprall einer von der Religion bestimmten Weltordnung mit der modernen westlichen Gesellschaft entstehen Missverständnisse und Konfliktsituationen, die gerade auch die Integrationsbedingungen der Muslime in Europa und Deutschland beeinflussen.

Dr. Rainer Glagow war bis Ende 2006 Leiter der Hanns-Seidel-Stiftung in Berlin. Er studierte Islamwissenschaften, Geschichte und vergleichende Religionswissenschaft in Bonn, lehrte drei Jahre an der Universität Kairo und war sieben Jahre Vize-Direktor des Deutschen Orientinstituts in Hamburg.