Prof. Dr. Carmine Chiellino

Wintersemester 2011/2012

©Jana Chiellino

Prof. i.R. Dr. Dott. (La Sapienza, Roma) Carmine Chiellino (Universität Augsburg)

Einen besonderen Beitrag zur Erforschung der Interkulturellen Literatur leistete Carmine Chiellino, der die Wahrnehmung, Verbreitung und Akzeptanz dieser Literatur erforschte. Hierzu hat er einige Standardwerke zur deutschsprachigen Einwandererliteratur von ihren Anfängen bis heute ausgearbeitet und den wissenschaftlichen Diskurs in diesem Bereich entscheidend mit beeinflusst.
Carmine Chiellino entwickelte zentrale neue Begrifflichkeiten, die eine adäquate Beschreibung der interkulturellen Werke ermöglichen, arbeitete die Hauptcharakteristika der Interkulturellen Literatur heraus und formulierte die Zwischenziele in der Erforschung der Interkulturellen Literatur:

  • Erschließung eines exemplarischen Korpus für Europa in einem Vergleichsystem mit der Interkulturellen Literatur Afrikas und Nordamerikas.
  • Festlegung der leitenden Fragen für eine paradigmatische Auslegung interkultureller Werke.
  • Einblick in den ästhetisch-kreativen Dialog der Sprachen und der Kulturen als Auslöser der Interkulturellen Literatur.
  • Gesellschaftliche und politische Wirkung der Interkulturellen Literatur.

Darüber hinaus gehört Chiellino zu den wenigen Literaturwissenschaftlern, die sich mit der Ästhetik der Einwanderer-, bzw. interkulturellen Literatur in Deutschland befasst haben. Zu seinen aktuellen Forschungsschwerpunkten zählen u.a.:

  • Themen der Interkulturellen Literatur in Europa
  • Didaktische Vermittlung der Interkulturellen Literatur
  • Theorie des interkulturellen Romans
  • Interkulturelle Autobiografie
  • Typologie des Bösen in der Interkulturellen Literatur

Die Besonderheit Carmine Gino Chiellinos besteht darin, dass er nicht nur Literaturwissenschaftler, sondern auch selbst Schriftsteller ist. Seit 1976 schreibt er Gedichte in deutscher Sprache. Unter dem Namen Gino Chiellino hat er mittlerweile zehn eigene Lyriksammlungen veröffentlicht. Bereits 1987 sagte Erich Fried in seiner Laudatio zur Verleihung des Adelbert-von-Chamisso-Preises an Gino Chiellino: „Eigentlich hätte ich gar nicht geglaubt, dass es Dichter wie Gino Chiellino überhaupt geben kann. Dichter, die gültige Verse in einer Sprache schreiben, die nicht ihre Muttersprache ist, sind ungemein selten.“
Ferner war Carmine Gino Chiellino einer der Begründer der PoLiKunst-Bewegung (Polynationaler Literatur- und Kunstverein), einer Selbstorganisation immigrierter Schriftsteller und Künstler der 1980er Jahre, und fungierte als Herausgeber der Reihe „Südwind Gastarbeiterdeutsch“. 2008 gründete Carmine Chiellino die Forschergruppe "Parolavissuta" (www.parolavissuta.de), zur Erforschung der interkulturellen Literatur in Europa.

Einige seiner häufig zitierten Werke:

  • Liebe und Interkulturalität. Essays 1988-2000. Tübingen 2001.
  • Interkulturelle Literatur in der Bundesrepublik. Ein Handbuch. Stuttgart 2000, 2007.
  • Fremde. Discourse on the Foreign. Toronto 1995.
  • Am Ufer der Fremde. Literatur und Arbeitsmigration 1870-1991. Stuttgart 1995.
  • Die Reise hält an. Ausländische Künstler in der Bundesrepublik. München 1988.
  • Literatur und Identität in der Fremde. Zur Literatur italienischer Autoren in der Bundesrepublik. Kiel 1985, 1989.

Einige seiner jüngsten Beiträge:

  • "Schreiben in der Fremde". In: Kulturreport Europa liest / Literatur in Europa. Ausgabe: 3/2010. Stuttgart: Ifa 2010, S. 76-80.
  • "Über die Typologie des Bösen in der interkulturellen Literatur". In: Littérature(s) sans domicile fixe / Literatur(en) ohne festen Wohnsitz. (Hgg.) W. Asholt /M.-C. Hoock-Demarle / L. Koiran / K. Schubert. Edition Lendemains. Tübingen: Narr Verlag 2010, S. 161-174.
  • "Interkulturelle Liebe als Wahrnehmungsprozess. - Zur Entwicklung der interkulturellen Literatur in Deutschland". In: Migrationsliteratur. Eine neue deutsche Literatur? Ein Dossier. (Hg.) Sibel Kara bei: www.heinrich-boell-stiftung.de, Berlin 2009.

Während der Gastprofessur von Prof. Chiellino sind neben der Mitarbeit bei der Entwicklung eines Forschungsbereichs an der JGU folgende Veranstaltungen vorgesehen:
• zwei öffentliche Vorträge zur Interkulturellen Literatur (Mainz und Germersheim)

„Was ist Interkulturelle Literatur und wie werde ich zum interkulturellen Leser?“
November 2011

„Zur Entwicklung der Interkulturellen Literatur in Deutschland“
November 2011

• das Seminar „Themen der Interkulturellen Literatur im europäischen Vergleich“
• Fertigstellung des Buchmanuskripts „Themen der Interkulturellen Literatur im europäischen Vergleich“

Darüber hinaus werden folgende Übungen angeboten:
• ergänzende Übung 1: Sprachliche Analyse ausgewählter Texte Interkultureller Literatur (Dr. Shchyhlevska)
• ergänzende Übung 2: Darstellung von Emotionen in der Interkulturellen Literatur (Dr. Hoffmann)

Gastgeber: Dr. Shchyhlevska; Proff. Grein, Goldt